Wissenschaft gegen Ziffernnoten. Petition im Nationalrat angekommen.

Die Not
mit den Noten.

Seit das Regierungskabinett „Kurz/Strache“ zum Schuljahr 2019/20 den Ziffernnotenzwang auch an Volksschulen wieder eingeführt hat, kämpft der Vorarlberger Verein GEMEINSAM.ZUKUNFT.LERNEN unermüdlich für die Rückkehr zur Wahlfreiheit in der Beurteilungsform. Auch zum morgigen Zeugnistag zeigt der Verein – unterstützt von vielen Eltern und Lehrer*innen – wieder Flagge und hat an alle Volksschulen des Landes wertschätzende Wortkarten für die Schüler:innen verschickt.


„Damit möchten wir auch zum aktuellen Zeugnistag daran erinnern, dass wir nicht aufhören werden in der Leistungsbeurteilung für wertschätzende Worte und echte Wahlfreiheit einzustehen“, so die Vereinsobfrau und Lehrerin Simone Flatz. Eine aktuelle Stellungnahme der Universität Innsbruck liefert neuen bildungswissenschaftlichen Substanzhintergrund. Die Bildungsforscher*innen halten darin fest:

  • Ziffernnoten erzeugen Konkurrenzdruck, haben negative Auswirkungen auf die Lernmotivation und weisen keinen Bezug zu inhaltlichen Lernzielen auf.
  • Ziffernnoten sind als lernförderliche Rückmeldungen nicht geeignet.
  • Wissenschaftliche Gütekriterien Objektivität, Validität und Reliabilität (Personenunabhängigkeit, Gültigkeit und Zuverlässigkeit) können durch Noten nur unzureichend erfüllt werden.
  • Ziffern können die Komplexität der anzustrebenden Kompetenzen nicht abbilden und sind deshalb wenig aussagekräftig, suggerieren dabei jedoch Genauigkeit, Vergleichbarkeit und Prognosefähigkeit, obwohl sie diese Kriterien nicht erfüllen.

Vgl.: Institut für Lehrer*innenbildung und Schulforschung. Stellungnahme zur Bürgerinitiative 25/BI, 2020, betreffend „Die Ermöglichung der alternativen Leistungsbeurteilung ohne Noten im Rahmen der Schulautonomie“


„Corona hat uns allen den lebensnahen Wert von Wissenschaft für das Finden von Lösungen aufgezeigt. Orientieren wir uns doch auch in der Bildung an den wissenschaftlichen Erkenntnissen“, verweist Flatz auf den bildungswissenschaftlichen Konsens für die schulautonome Möglichkeit einer alternativen Leistungsbeurteilung. Gerade vor dem Hintergrund des Corona-Schuljahrs, denn, so Flatz:  „Wenn Schülerinnen und Schüler am Freitag ihr Zeugnis für das vergangene Schuljahr erhalten, dann wurden in die fünf Ziffernnoten auch die Homeschooling-Kompetenzen ihrer Eltern, die familiären Ressourcen, IT-Ausstattung und vieles mehr verpackt. Eine individuelle, inhaltliche Leistungsrückmeldung wird so ad absurdum geführt.“

Bild Simone - Obfrau Verein Gemeinsam.Zukunft.Lernen

„Corona hat uns allen den lebensnahen Wert von Wissenschaft für das Finden von Lösungen aufgezeigt. Orientieren wir uns doch auch in der Bildung an den wissenschaftlichen Erkenntnissen.“

— Simone Flatz, Obfrau Verein „Gemeinsam.Zukunft.Lernen“ und Pädagogin an einer Volksschule

Unterstützung aus den Politik- und Sozialwissenschaften

Unterstützung bekommen die bildungswissenschaftlichen Argumente auch aus den Politik- und Sozialwissenschaften. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und disruptiver Arbeits(markt)entwicklungen verweisen dort immer mehr Forscher*innen auf die Wichtigkeit sozialer, soziokultureller und sprachlicher Kompetenzen. Beziehung, Dialog und Diskurs orientierte Fähigkeiten gehören wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu den zukünftig erforderlichen Grundkompetenzen, die möglichst früh vermittelt werden müssen. Auch um gesellschaftlichen Verwerfungen und Spaltung entgegen zu wirken. „Die Art und Weise der Potenzial- und Leistungsrückmeldung leistet dazu sowohl inhaltlich als auch auf der Haltungsebene einen wesentlichen Beitrag“, ist die erfahrene Lehrerin überzeugt.

Petition ist im Bildungsausschuss

Mittlerweile in den Nationalrat geschafft hat es die von über 12.000 Menschen unterschriebene Online-Petition des Vereins. Eine Rückmeldung wird im Herbst erwartet. Simone Flatz: „Unser Anliegen ist mittlerweile im bildungspolitischen Ausschuss und wird von den Bildungsverantwortlichen aller Parteien diskutiert. Das ist schon ein Erfolg. Allerdings ist uns bewusst, dass dort neben inhaltlichen Argumenten vor allem auch parteipolitische Motive in der Entscheidungsfindung wirksam sind. Und genau das darf Bildung eben nicht sein, ein parteipolitischer Spielball auf dem Rücken von Kinder- und Elterngenerationen. Wir werden also ganz genau hinschauen, dranbleiben und uns weiter für die Abschaffung des Ziffernnotenzwangs, zumindest an Volksschulen, engagieren.“

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Verein und zur aktuellen Zeugnisaktion:
www.gemeinsamzukunftlernen.at

Hier geht´s zur Aktion: www.wortestattnoten.at
Postkarte „Geschafft! Mach weiter so und glaub` an dich!“ → Download

Rückfragehinweis für die Redaktionen:
Gemeinsam Zukunft lernen

Simone Flatz
simone.flatz@vol.at
0664-928 37 06